Geschichte, Intention und eine vorläufige Bilanz von Andrä Kunst

Hermann Glettler
Geschichte, Intention und eine vorläufige Bilanz von ANDRÄ KUNST

Zeitgenössische Kunst ist aufregend und inspirierend, stört aber zugleic-h Sehgewohnheiten und vertraute Bezüge. Das trifft umso mehr zu, wenn sich eine Pfarrgemeinde auf den konsequenten Dialog mit neuer Kunst einlässt. Seit 1999 gibt es in St. Andrä den Versuch, eine offensive Gastfreundschaft gegenüber zeitgenössischer Kultur zu pflegen bzw. zeitgenössischer Kunst ein Bleiberecht in der Kirche einzuräumen.
Kunst berührt von sich aus das Wesentliche des Menschseins. Deshalb ist eine frei agierende Kunst in der Kirche weder nur der dekorative Aufputz eines Versammlungsraums noch steht sie ausschließlich im Dienst der Visualisierung von Glaubensinhalten mit einem katechetischen Interesse. Kunst ist eine wesentliche, selbstständige und damit auch systemkritische Lebensäußerung. Anspruchsvolle Kunst drängt die Kirche dazu, den Vorstoß ins Offene des Lebens hinein immer neu zu wagen. Die Kirche entgeht damit eher der Versuchung, nur der eige-nen Religionserhaltung und Institutionenpflege zu dienen.

ANDRÄ KUNST seit 1635

Es wäre vermessen, zu meinen, dass die ANDRÄ KUNST erst am Ende des 20. Jahrhunderts begonnen hat. Es gibt in der Andräkirche schon davor zwei sehr ausgeprägte Phasen künstlerischer Ausstattung, die ein durchgängiges, leidenschaftliches Ringen um qualitätsvolle Kunst bereits seit 1635 belegen.
Um 1616 begannen die Dominikaner, die von der Stadtmitte in die Vorstadt gezogen waren, an der Stelle einer mittelalterlichen Vorgängerkirche mit einem Kirchenneubau. Die Voraussetzung für dieses Bauvorhaben wurde mit einer sehr erfolgreichen Spendensammlung gelegt. Als Architekt war der aus Italien stammende „Stattmaurer“ Archangelo Carlone tätig. Der von Süden nach Norden gerichtete Bau der Andräkirche wurde schon 1627 fertig gestellt, aber erst am 29. Juli 1635 geweiht. Äußerlich wirkte die neue Kirche „eintönig, schmucklos, scheunenartig“ (Konservator Graus). Alle architektonischen Dekors (Fensterrahmungen, Gesimse und Pilaster u.a.) sind Zufügungen späterer Jahrhunderte. Der Kapellenzubau auf der Westseite wird erstmals 1670 erwähnt, jener auf der östlichen Seite um 1717. Im Baustil griffen die Bauherren bewusst auf den Typus einer spätmittelalterlichen Staffelhallenkirche zurück. Darin und in den Abmessungen ihrer neuen Kirche haben sie in ehrgeiziger Weise ihre zurückgelassene Klosterkirche kopiert. Diese, wenn auch nur stichwortartige, Ausführung zur Baugeschichte lässt erahnen, dass die Andräkirche von Anfang an ein unabgeschlossenes Experiment darstellte. Das Unfertige und ästhetisch Mangelhafte zur Zeit der Kirchweihe bot den nachfolgenden Generationen die Chance, ebenso gestalterisch eingreifen zu können – sowohl in der Ergänzung der architektonischen Grundsubstanz, als auch in der immer mit hohem Interesse verfolgten Bildausstattung der Kirche.

Die erste Phase einer Neugestaltung der Andräkirche ereignete sich zu einer Blütezeit der hochbaro-cken Bildhauerkunst in der Steiermark. In der Zeit von 1735 bis ca. 1770 kam es zu einer gewaltigen Barockausstattung der Andräkirche, die bis dahin nur relativ bescheiden eingerichtet war. Die Ausnahme bildete ein Hochaltar in Form eines hoch aufragenden Ziboriums. Er wurde nie vollendet und bereits 1662 von einem neuen Hochaltar abgelöst, für den der Südtiroler Meister Stefan Kessler ein großformatiges Gemälde zum Martyrium des Titelheiligen geschaffen hat. Ausgeführt wurde der neue Altar von Sebastian Erlacher, der laut Chronik schon zuvor drei Altäre für die Andräkirche gemacht hatte. Zur imposanten hochbarocken Umgestaltung dieser vorhandenen Sakraleinrichtung bzw. Neuausstattung der Andräkirche haben schließlich die bedeutendsten Künstlerpersönlichkeiten der Zeit ihren Beitrag geleistet: Marx und Joseph Schokotnigg, Philipp Jakob Straub, Johann Cyriak Hackhofer, Hans Adam Weissenkircher, Veit Königer u.a. Insgesamt wurden sieben Altäre errichtet, von denen jeder einzelne durch eine architektonische und skulpturale Formenvielfalt beeindruckt und mit einem reichhaltigen Figurenprogramm bespielt ist. Neben den Altären wurden in dieser euphorischen Phase der Kirchenausstattung auch die bemerkenswerten Bänke mit Holzintarsien, eine imposante Predigerkanzel wie auch zwei Beichtstühle mit qualitätsvollen Holzintarsien geschaffen. Finanziert wurde diese Phase durch ein geschicktes Lobbying im Kreis der einflussreichen Grazer Bürgerschaft. Das sogenannt-e „Gruftbuch“, ein Verzeichnis der im 17./18.Jahrhundert in und bei der Andräkirche Bei-gesetzten, nennt neben zahlreichen Ordensmitgliedern auch eine Vielzahl von Wohltätern und Stiftern, darunter viele Grazer Bürger/innen, ebenso Mitglieder von namhaften steirischen Adels-geschlechtern.

Die zweite Phase einer generellen Kirchenumgestaltung begann mit der Zurückversetzung des Hauptaltares an die Rückwand der Apsis. 1882 erhielt er die neobarocke Marmormensa mit Tabernakel und eine vollständige Überarbeitung entsprechend dem klassizistischen Zeitgeschmack. Der leitende Künstler dieser zweiten Umgestaltungsphase war der Grazer Bildhauer Jakob Gschiel. Er hat nicht nur für den Hochaltar zwei große sitzende Engel und ein monumentales Auge-Gotte-s geschaffen, sondern auch eine Pietà für den Salvator-Mundi Altar, eine lebensgroße Lourdes-Madonna für die Andreaskapelle und einen Hl. Josef mit Kind für den Namen Gottes Altar. Die Altarumgestaltungen dieser Zeit waren massive Eingriffe. Im Zuge der Kirchenneugestaltung am Ende des 19. Jahrhunderts kam es auch zu einer vollständigen historistischen Ausmalung, die sich an einer neobyzantinischen Farbgebung orientierte. Soweit man es den Schwarzweißfoto-grafien entnehmen kann, überzogen polychrome Dekorelemente und Farbstreifen den gesamten Kirchenraum und akzentuierten die raumgliedernden Elemente. Die korinthischen Stuckkapitelle wurden um 1882 hinzugefügt, sowie die Rundbogenfenster neu gestaltet. Anzunehmen ist eine Glasfenstergestaltung in einem eher dekorativen Stil.

Im Mittelschiffgewölbe wurden um diese Zeit Seccomalereien mit Darstellungen aus dem Leben des Hl. Apostels Andreas angebracht. Auch das Äußere der Kirche erhielt ein Update auf den Geschmack der Zeit. Die alte prachtlose Nordfassade wurde 1876 bis 1882 durch eine Neorenaissancefassade nach den Entwürfen von August Ortwein ersetzt.
Nach 1945 haben diverse Erneuerungs- und Erhaltungsarbeiten, die Kirche in ihrem Bestand gesichert. Die von Bombeneinschlägen im Umfeld der Kirche zerstörten Fenstergläser wurden durch provisorische Holz- und Glasplatten ersetzt. Im Jahr 1958 wurden schließlich einheitliche Industriegläser in die Fenster eingesetzt. Angeregt durch die Liturgiereform des II. Vatikanischen Konzils wurde bereits Mitte der 1960er-Jahre ein neuer zentraler Altar, der dem Priester eine zum Volk gerichtete Zelebration ermöglicht, aufgestellt.


ANDRÄ KUNST ab 1999

Der erste Anstoß, von neuem Gegenwartskunst ein Gast- und Bleiberecht in der Andräkirche zu geben, kam vom österreichischen Bildhauer Thomas Stimm, der mich im Herbst 1999 gebeten hatte, seine Blumenskulpturen in der Kirche präsentieren zu dürfen. „Platzhalter für das Lebendige“ nannte ich seine riesigen, farbig gefassten Betonblumen, die für zwei Monate in der Andräkirche ihren Auftritt hatten. Alles weitere im Verlauf und in der Entwicklung von ANDRÄ KUNST hat sich „organisch“ im Sinne eines Wachstumsprozesses entwickelt. Im Frühjahr 2000 begann mit einer zweiteiligen 3D-Projektion die Serie der Fastenzeit-Interventionen. Ausgehend von der Tradition des Fastentuches wurde in den folgenden Jahren die Kirche mit einem zeitgenössischen Ansatz – jeweils in den 40 Tagen vor Ostern – in einen Schulungs- und Erfahrungsraum des bewussten Sehens und Staunens verwandelt. Als markanteste künstlerische Arbeit in dieser Serie bleibt das 40-tägige Experi-ment von Christian Eisenberger in Erinnerung. Er hat sich wie ein Eremit auf der Orgelempore verschanzt, dort gearbeitet, gekocht, geschlafen und vor allem geschwiegen. Das erste Objekt zeitgenössischer Kunst, das in der Kirche verblieben ist, war der neue Altar von Gustav Troger im Jahr 2001. Troger hat einen bestehenden alten Mensaaltar mit einer fragilen Haut von Spiegelfragmenten überzogen. Als Zentrum der Kirche und der Liturgie funktioniert er seither wie ein strahlender Kristall, der alle Aufmerksamkeit auf sich ziehen kann, aber auch durch das Medium Spiegel je nach Lichtsituation – scheinbar entmaterialisiert – verschwinden kann. Die Präsentation des neuen Altares geschah mit einer multimedialen Performance unter dem Tite-l Weisses, weisses Album. Dieser Performance folgten im Laufe der Jahre noch weitere (Karl Karner gestorben am …; A Holy Playground; Transition u.a.), in denen die Kirche als thea-tralischer Erlebnisraum vermessen wurde und seine spirituelle Dichte gerade in der Bespielung mit einem scheinbar nur profanen Inhalt erwiesen hat. Wirkliche Meilensteine in der Entwicklung von ANDRÄ KUNST waren die Ausmalung der Andreaskapelle im Jahr 2003 durch Otto Zitko und die Errichtung der Dominikuskapelle im Jahr 2004, für die Michael Kienzer eine einzigartige Sakralausstattung geschaffen hat. Die Serie der Fenstergestaltungen hat 2002 mit der mittlerweile schon mehrfach publizierten Arbeit von Markus Wilfling begonnen. In der Glasfläche schwebt als Paradoxon eine Tür. Von Wilfling stammt auch die im Gewölbe der Kirche abgehängte Karussellschaukel, die Staunen und Freude bei allen Generationen auszulösen vermag. Die Serie der Gestaltung von insgesamt 15 neuen Kirchenfenstern wurde 2010 im Zusammenhang mit der Außenrenovierung der Kirche abgeschlossen. Es entstanden Arbeiten, die durchgängig von einer konzeptuellen Bildauffassung geprägt sind und einen intensiven Kommunikations-prozess von Innen und Auße-n, von Sakralraum und öffentlichem Raum, stimuliere-n.
In der Pfarre St. Andrä hängt das normale Pfarrleben, die Feier der Liturgie, die intensive Sozialarbeit der Pfarrcaritas, die Mühe um eine gute Integration von Migranten und eben das Kunstengagement aufs Engste zusammen. Das Crossover dieser pastoralen Lebensfelder charakterisiert St. Andrä mitten im multikulturellsten Bezirk von Graz. Kunst mischt sich ein und wird in ein lebendiges Beziehungsgeflecht hineingemischt. Als Kurator der Kunstinterventionen und als Pfarrer einer mit Leben gefüllten Pfarrkirche besteht meine Aufgabe darin, weiterhin Lebensräume zu öffnen, Horizonte zu weiten und allzu kleine oder verzagte Lebensentwürfe aufzubrechen. Für diese Arbeit verdanke ich der Auseinandersetzung mit Kunst sowie der zu Grunde liegenden langjährigen Freundschaft mit vielen Kunstschaffenden viel an Inspiration und Weitsicht des Herzens.

Ohne Innovation gibt es keine Kunst, auch nicht nennenswerte Kunst in der Kirche. Die Suche nach dem Neuen ist nicht nur die Matrix der Moderne, sondern war selbstverständlich auch der Motor jedweder Weiterentwicklung quer durch die Jahrhunderte. Das Neue entsteht jedoch nicht in der Wiederholung des schon Bekannten in einem höchstens modernistischen Kleid, sondern in der Aufwertung des Banalen und Alltäglichen, in der Umwertung der bekannten Bezüge. Wenn eine Tür aus dem Baumarkt ins Kirchenfenster eingebaut wird, wenn eine ungestüme Raumzeichnung eine Kapelle überlagert, wenn Magenta, eine Farbe aus dem Offset-Druckverfahren, mit Hilfe der Nachmittagssonne den gesamten Kirchenraum besetzt, wenn Fernsehmonitore zu einem Block montiert und mit unterschiedlichen Programmen im Kirchenraum bespielt werden, wenn der banale Ausruf „Oh mein Gott“ und das Tic Tac Toe Spiel zu bildwürdigen Sujets werden, wenn Zeichnungen vom multikulturellen Fest zum Bildfries in unmittelbarer Altarnähe mutieren, dann ereignet sich tatsächlich eine Umwertung des Alltäglichen im etablierten sakralen Kult(ur)raum. Wenn ein riesiges Eichhörnchen aus Polyester zeitweise das Kirchenschiff oder banale Alltagswörter auf Dauer die Außenfassade der Kirche besetzen dürfen, dann geschieht eine Aufwertung des Profanen im Raum des Heiligen. Diese Transformation ist entscheidend. Es entsteht eine neue Bildkultur, die der ermüdeten oder zum unverbindlichen Meditationskitsch verkommenen „Kirchenkunst“ einen überraschenden Impuls zu geben vermag. Vielleicht ist ANDRÄ KUNST gerade dadurch ein ernsthafter und zugleich fröhlicher Versuch, die Kirche mithilfe vielfältiger störender und sympathischer Kunstinterventionen wieder als vitalen Austragungsort menschlicher Sehnsüchte und Verletzungen erfahrbar zu machen.

Ein Versuch, Kirche als Austragungsort echter Erwartungen und Enttäuschungen, gottgemäßer Lobpreisungen und resignierter Anklagen, politischer Utopien und realer Ohnmachtserfahrungen wieder ins Bewusstsein der Bevölkerung zurück zu bringen. Muss denn die Kirche immer ein ruhiger und vordergründig frommer Ort sein? Ist es nicht ebenso notwendig, das Lebendige des Lebens, das Alltägliche des ungeschönten Daseins in der Kirche wieder zu beheimaten? Ist es nicht absolut wichtig, die Kirche wieder für alle Menschen zu öffnen, egal ob sie gläubig sind oder nicht? Die Kirche ist doch ein öffentlicher Raum, wenn auch kein neutraler Veranstaltungsraum. Inmitten aller wirtschaftlich nutzbaren Räume provoziert sie als nicht funktionalisierbare Freifläche. Als heiliger Raum und als Raum für das Heilige ist sie an sich auch schon ein Störfall inmitten einer auf Leistung und wirtschaftlichen Ertrag getrimmten Gesellschaft. Und die Einbeziehung von zeitgenössischer Kunst potenziert diesen Störfall Kirche. Kunst muss stören. Kunst muss provozieren. Sie erfüllt damit eine ihrer Grundfunktionen. Sie muss starre Systeme in Frage stellen und festgefahrene Denk- und Lebensschemata destabilisieren. Sie muss Verunsicherungen auslösen, weil sie sonst zu keiner wesentlichen Neuorientierung beitragen kann. ANDRÄ KUNST wollte diese Störungen und hat sie bewusst zugelassen. Es geht um einen unverzichtbaren geistigen und geistlichen Prozess. Zugelassene Störungen holen den Einzelnen und die Pfarrgemeinde aus einer vermeintlichen Sicherheit – betreffend Weltanschauung, gelerntes Glaubenswissen und moralische Überzeugungen – heraus. Irritationen bieten die Chance zu einem geistigen Wachsen und können auch als Anruf Gottes in einer ganz spezifischen Situation verstanden werden. Wer sich irritieren lässt, profitiert längerfristig, weil er sich in eine Schule der erhöhten Aufmerksamkeit begibt.

Eine vorläufige Bilanz

So manche Erwartungen der Kirchengemeinde, im Speziellen die Auswahl der Künstler/innen und deren Projekte betreffend, mussten enttäuscht werden. Über die Qualität von Kunst lässt sich nämlich nicht in einem demokratischen Mehrheitsentscheid befinden. Dies zu akzeptieren und sich trotzdem möglichst offen auf Kunstinterventionen einzulassen, mit denen man einfach konfrontiert wird, fällt selbstverständlich nicht allen leicht. Die bisherige Geschichte von ANDRÄ KUNST ist deshalb auch eine Geschichte von Konflikten, die mehr oder weniger konstruktiv ausgetragen wurden. Als Pfarrer mutete ich der Pfarrgemeinschaft viel zu, manchmal vielleicht auch zu viel. Mit dem Integrieren von Vermittlungsangeboten in den Pfarralltag (Führungen und Gesprächsmöglichkeiten nach der Sonntagsmesse, Begegnungen mit Künstlerinnen und Künstlern, Handouts in der Kirche, Predigten mit Bezug zu aktuellen Kunstinterventionen u.a.) wurde versucht, vorhandenes Interesse zu vertiefen und aufgebaute Spannungen abzufedern. Meist ist dies gut gelungen. Vielleicht wäre es, im Nach-hinein betrachtet, trotzdem noch öfter und systematischer notwendig gewesen, Freiräume zur Diskussion anzubieten. Insgesamt lässt sich jedoch die Frage der Akzeptanz von ANDRÄ KUNST durch die Pfarrgemeinde positiv beantworten. Zunehmend vergrößert sich die Gruppe der Interessierten, die mit Neugierde und Offenheit in den Kunstdialog einsteigen. Außerdem wächst für diese eindeutig kirchlich profilierte Kunstinitiative das Interesse von Leuten, die zwar im aktuellen Kulturgeschehen zuhause sind, aber keineswegs einen positiven Kirchenbezug haben. Sie erleben Kirche in einer ungewohnten Weise. Sie erleben sie eingebunden in einen öffentlichen Diskurs als einen selbstkritischen, attraktiven und vitalen Ort. Dass zunehmend mehr Menschen diesen Ort aufsuchen, ist ein gutes Zeiche-n. Die Symbiose von traditioneller und zeitgenössischer Kunst macht mittlerweile den „Charme“ der Andräkirche aus. Die Präsenz von Objekten, die sich nicht so schnell einordnen lassen, provoziert ein notwendiges Nachdenken und Staunen. Viele Besucher/innen sind berührt von der inneren Weite, die sie wahrzunehmen meinen. Sie gehen anders weg, als sie gekommen sind. ANDRÄ KUNST hat zahlreiche Begegnungen dieser Art bisher ermöglicht und damit auch zur persönlichen und spirituellen Weiterentwicklung verschiedenster Menschen beigetragen. Darin liegt ein erster positiver Ertrag, der mich dankbar stimmt.

Quellen
DEHIO GRAZ, bearbeitet von Horst Schweigert, 1979, Wien.
Boris Groys, Über das Neue. Versuch einer Kulturökonomie, 3. Auflage, 2004, Frankfurt am Main.
Rochus Kohlbach, Die gotischen Kirchen von Graz, Graz 1950.