Die neue Dominikuskapelle. Der in drei Joche geteilte und mit einem Kreuzgewölbe versehene Raum, bis 1807 die Sakristei des Klosters, wurde 1659 errichtet. Das eindrucksvolle Marmor-Lavabobecken (dat. 1775) auf der Westseite belegt die ursprüngliche Nutzung des Raumes als Sakristei für die ca. 40 Priester-Mönche in der Hochblüte des Klosters. Sie ist als einziger Raum der gesamten Klosteranlage im Besitz der Kirche verblieben. Provinzial der Dominikaner war zu Zeit der Errichtung der vielverdiente Pater Georg von Herberstein. Das Wappen der Grafen von Herberstein auf der Ostseite der heutigen Kapelle, eine Rocaille-Stuckkartusche, lässt darauf schließen, dass eine finanzielle Unterstützung zum Kloster- bau gewährt wurde. Für fast zwei Jahrhunderte diente der Raum als Depot und Abstellraum. Durch die Umgestaltung im Jahr 2004 wurde eine atmosphärisch und spirituell ansprechende Kapelle geschaffen, die dem Hl. Dominikus, dem Gründer des Ordens, geweiht ist. Die Kapellen- und Altarweihe vollzog am 25. März 2004 Altbischof Johann Weber. An der Ostseite der Kapelle hängt das Bild Anna Selbdritt von Hans Adam Weissenkircher aus dem Jahr 1690. Die Hl. Anna sitzt in einer klaren Dreieckskomposition zu Füßen der Muttergottes auf einer Wolkenformation. Mit ihrer rechten Hand hält sie Jesus.
Der Raum, der heute als Dominikuskapelle in Verwendung ist, war die ehemalige Sakristei des Klosters. Über Jahrhunderte war er bloß ein Abstellraum, ehe Pfarrer Hermann Glettler ihn als Stätte des Gebe- tes wieder erweckte. So ruhte auch ein ereignis in mir, das mir beim Besuch in St. Andrä, beim Eintritt in die Kapelle aus der Erinnerung lebendig wurde. Unter den zahllosen Eindrücken der Vorkriegszeit und der Kriegsjahre stand ein Ereignis plötzlich vor meinen Augen – Ostern 1945, nahe dem ende des 2. Weltkriegs. es liegt mir sehr am Herzen, jenen stillen Heldinnen zu danken, die, ohne es wissen zu können, durch ihren Mut der Stadt Graz gedient haben.
Ich war 16 Jahre alt, hatte als Luftwaffenhelfer im Februar abgerüstet und wartete daheim auf die Einberufung zu den Gebirgsjägern, die täglich eintreffen konnte. Ich wurde zur „Feuerwache“ in dem Bereich um den Südtirolerplatz einge- teilt. Beim schwersten Luftangriff auf Graz zu Ostern 1945 ging ein Brandbombenteppich auch auf diesen Stadtteil nieder. Ich für mich unterschied zwischen Luftangriffen auf militärisch relevante Ziele einerseits und zivile Ziele wie Städte andrerseits. Auf jene wurden Sprengbomben abgeworfen, auf diese hingegen Brandbomben, um die hölzernen Dachstühle und die Möbel anzuzünden. Zu meiner großen Verwunderung brannte aber fast nichts! Wieso blieb mit vielen Häusern auch der an die An- dräkirche angebaute Trakt der „Kleinen Dominikanerkaserne“ und im Speziellen der Teil der heutigen Dominikuskapelle wohlbehalten? Zu meinem bis heute andauernden Erstaunen machte ich die Ent- deckung: Die Bomben waren mit Sand gefüllt statt mit Phosphor! So blieb es bei durchschlagenen Mauern und Löchern in Dächern.
Irgendwo in einer alliierten Bombenfabrik wussten die Frauen, Mädchen und Mütter, dass Brand- bomben auf Zivilisten wie sie selber, eben Frauen, Kinder und alte Menschen, abgeworfen werden. Unter enormer Gefahr sabotierten sie die Phosphorfüllung. Dabei riskierten sie erwischt zu werden und vor dem Kriegsgericht vielleicht sogar mit dem eigenen Leben für diese Sabotage bezahlen zu müssen! Woher hatten sie den Sand? Sand war das einzig wirksame Löschmittel für den hochent- zündlichen Phosphor und lag an ihren Arbeitsplätzen.