Neun S/W-Fotoprints in Leuchtkästen, wie Bausteine zu einem Bildobjekt zusammengebaut, sind das Altarbild für die 50 Tage der Osterzeit 2012 in der Grazer Andräkirche. Der philippinische Künstler Poklong Anading fotografierte für diese Serie, die den Titel Anonymity trägt und im Zeitraum von 2008 bis 2010 entstand, an verschiedensten Orten der Welt. Im Zuge seines Aufenthaltes in Graz hat er Aufnahmen in der Griesgasse, am Jakominiplatz und im Stadtpark gemacht. Die übrigen Szenen der Serie sind außerhalb Österreichs entstanden. Die grelle Überbelichtung im Bereich der Gesichter der in der Bildmitte positionierten Personen entsteht durch einen runden Spiegel, den die verschiedenen Akteure vor ihr Gesicht zu halten hatten. Sie wurden aufgefordert, das Sonnenlicht gegen die Kameralinse zu reflektieren. Mit dem konzeptuellen Ausblenden des Gesichtes der agierenden Personen verschwindet auch deren Identität, sodass sich der jeweilige Betrachter selbst in der Aufnahme wiederfinden kann. Das über- raschend aufbrechende Licht inmitten der alltäglichen Lebensräume „macht“ in jedem Fall etwas mit den dargestellten Personen, es ent- stellt und transformiert sie zugleich. Durch das störende Moment der überbelichteten Stellen wird eine zweite Verstehensebene in die Szene eingeführt. Eine andere Dimension des Menschen über seine Raum und Zeit gebundene Existenz hinaus wird angedeutet. Das Licht einer anderen Wirklichkeit bricht in die kleinen und größeren Welten herein. Aufgrund dieser faszinierenden Bildstörung lässt sich die Bildserie Anonymity als österliche Bildintervention im Kirchenraum einsetzen, sie bleibt bis zum Pfingstfest zu sehen. Gottes unerwartet kraftvolles und verwandelndes Licht überrascht den Menschen stets von neuem.