„Karl Karner gestorben am ...“ Das genaue Datum des Todestages steht noch aus. Zum Glück bleibt es unserem Wissen auch entzogen. Ein aktiver Schaffensprozess wird durch den Tod abgebrochen bzw. kommt durch den Eintritt des Todes zum Abschluss. Keinem Menschen bleibt der Tod erspart. Diese Tatsache wird in unserer Gesellschaft zuneh- mend verdrängt.
Die befremdliche „Grabskulptur“ von Karl Karner setzt dieser Verdrän- gung etwas entgegen – nicht nur mit dem Wort, sondern auch mit der imitierten Materialität. Das braun gefärbte Polyesterobjekt täuscht und macht (paradoxerweise gerade in der asketischen Fastenzeit) Lust auf „Schoko“.
Auf Vergänglichkeit, Verfall und Verwesung weist auch die spezielle Gestaltung der (wenn auch deplazierten) Afteröffnung auf der Rücksei- te des Schweifes hin. Die anale Körperöffnung wird von kleinen Engels- figürchen umtanzt. Ausscheidung gehört zum Prozess des Lebens. Menschliche Exkremente und jeglicher Kot (vulgär „Scheiße“) weisen deutlicher auf das Ablaufdatum irdischen Lebens hin, als es uns meist lieb ist. Sie sind jedoch auch ein Verweis auf ein Leben, das daraus wieder entstehen kann.
Und vielleicht wäre das riesige Eichhörnchen – als totes Objekt – auch ein willkommener Hohlkörper, in dem sich Insekten und andere Klein- tiere einen neuen Lebensraum schaffen könnten.
Die Beschriftung der Skulptur macht mit dem Hinweis auf den letzten Lebenstag auch auf die Einmaligkeit und Unwiederholbarkeit des heu- tigen Tages, d.h. des aktuell letzten Tages aufmerksam. Das „memento mori“ gehört jedenfalls selbstverständlich zu einer christlichen Lebens- kultur.