L’enigma dell’ elefante
The heaviest creature on land gets the lightness of a cloud.
With one breath one can blow it away.
Paper.
A Mobile.
The door to the church opens and a gush of wind makes it shiver.
Parents hold their kids up. They blow at it - it shivers.
Any strain of wind will make it shake.
Elegantly.
The white Elephant - symbol of a persona non grata.
An immigrant.
A dissident.
Outcasts.
Fragile.
Fragility.
Light shines from within. It illuminates the room.
It becomes a symbol of a society where the weakest nurture the souls of the community.
Edgar Honetschläger
Ein Elefant im Kirchenraum
Der Künstler und Filmemacher Edgar Honetschläger ist ein Wanderer zwischen Ländern und Kulturen. In den letzten 25 Jahren Jahren hat er in den USA, in Japan, in Brasilien, Italien und Österreich gelebt. Er setzt sich künstlerisch mit menschlicher Individuation in verschiedenen Kulturen und in letzter Zeit verstärkt mit der ökologischen Krise unseres Planeten auseinander. Vor einigen Jahren hat er das internationale Kollektiv-Projekt „Go Bugs Go!“ initiiert, das durch Renaturalisierungsmaßnahmen Lebensraum für Insekten zurückgewinnen will. In diesem Jahr wird er die Fastenzeit-Installation in der Andräkirche gestalten.
Alois Kölbl: Du arbeitest als Künstler mit sehr unterschiedlichen Medien, zuletzt in einer Raum-Installation im Gartenpavillon des Stiftes Melk mit einer Skulptur aus Papier. Auch in Graz wirst du mit Papier arbeiten. Was planst du für den Kirchenraum von St. Andrä?
Edgar Honetschläger: ich möchte einen Elefanten aus weißem Papier im Raum schweben lassen. Beim Elefanten interessiert mich die Umkehr der Prinzipien. Zum einen ist der Elefant das größte und wohl auch schwerste Tier auf dem Festland und zum anderen gelten die Dickhäuter als sehr sensible Lebewesen. In der Redewendung vom „Elefanten im Porzellanladen“ schwingt auch sehr ambivalent mit, dass der anscheinend immer zu große Elefant es gar nicht richtig machen kann. Es gibt da auch das Bild des „Weißen Elefanten“, das in verschiedenen Kulturen unterschiedlich interpretiert wird, aber irgendwie immer darauf hinausläuft, dass es da eine „persona non grata“ gibt. Das ist ein Prinzip, das mich interessiert, als Künstler in letzter Zeit auch besonders im Blick auf russische Dissident:innen, und wie schwer es uns auch in der Kunstwelt fällt einen angemessenen Umgang mit ihnen zu finden. In der Kirche möchte ich zunächst einmal mit dem Überraschungsmoment in mehrfacher Hinsicht spielen: ein Tier, das man natürlich nicht in einem Kirchenraum erwartet und dann eines, mit dem man ein schweres Gewicht assoziiert, das sich aber als sehr leichte und im Raum schwebende und von einem Lufthauch in Bewegung zu versetzende Skulptur entpuppt. Der Elefant steht für Außenseitertum, für Nicht-Akzeptanz, aber das soll sich durch die Erfahrung seiner Leichtigkeit auflösen. Ob dieser sinnliche Aspekt, der mir sehr wichtig ist, funktionieren und erfahrbar sein wird, werden wir erst sehen. Ich hoffe es sehr. Auf keinen Fall soll man sich bedroht fühlen von diesem offensichtlichen Fremdkörper im Raum, sondern Positives assoziieren.
Der Elefant im Raum ist ein Bild für ein Thema, über das es schwerfällt zu sprechen, das aber irgendwie doch immer ungelöst präsent ist. Mir fällt da dein künstlerisches Engagement für die Auseinandersetzung mit der Klimakrise ein. Spielt das für dich bei der Konzeption der Skulptur auch eine Rolle?
Ja, sicher! Ich finde die künstlerischen Interventionen in der Andräkirche sehr spannend, aber die meisten von ihnen beziehen sich auf den Menschen. Ich habe einfach das Gefühl, dass man da zumindest für eine gewisse Zeit ein Tier präsent machen muss. Im Projekt „Go Bugs Go!“ geht es darum, Lebensräume für Insekten zu schaffen, aber ich habe es mit einem Bild von einem Rhinozeros begonnen. Mikrokosmos und Makrokosmos hängen immer zusammen. Elefanten sind eine sehr gefährdete Tierart und trotzdem darf man sie noch immer jagen, wenn man nur genügend Geld dafür bezahlt. Das ist ja unfassbar! Genauso unfassbar ist, dass die Auseinandersetzung mit der globalen Klimakrise in den politischen Diskussionen immer mehr ins Hintertreffen gerät.
Ein Kirchenraum ist kein White Cube wie ein Galerieraum. Was interessiert dich als Künstler an einem Sakralraum?
Mit dem Christentum bin ich aufgewachsen, in meiner Zeit in Japan bin ich dann mit dem Shintoismus in Berührung gekommen, der mich mit der Idee, dass alles animiert ist, sehr faszinierte. In Rom habe ich mich dann sehr mit der katholischen Kirche als Künstler auseinanderzusetzen begonnen. Mit Kirchengeschichte, aber auch mit dem künstlerischen Selbstverständnis, das es wahrscheinlich ohne die Kirche als Auftrag- und Impulsgeberin so gar nicht gäbe, auch wenn dieses fruchtbare Verhältnis bis auf wenige Ausnahmen leider verloren gegangen ist, vor allem aber habe ich mich auch mit der Inszenierung von Räumen für die Liturgie auseinandergesetzt. Mein Elefant wird ja in der Fastenzeit in der Kirche sein. In dieser Zeit geht es um Verzicht. Auch mir als Künstler geht es darum, ein Sensorium für Verzicht zu entwickeln. Das ist unerlässlich für die Zukunft unserer Erde. Verzicht ist in unserer kapitalistischen Gesellschaft ein Angstwort, aber gerade im Einfachen kann man doch so viel Glück finden. „Less is more“, das ist für mich ein ganz wesentlicher Schlüssel zur Problembewältigung unserer Zeit. Jeder muss da bei sich selber beginnen und deswegen sage ich das auch sehr bewusst in die Kunstwelt hinein, wenn wir von Biennale zu Biennale um die Welt jetten. Müll trennen ist zu wenig, es darf keine wie auch immer geartete Elite geben, die sich von dem Grundsatz, dass Verzicht uns alle betreffen sollte, ausnimmt. Da geht es auch um Vorbildwirkung.
Auch das Projekt „Go Bugs Go!“ hat für mich mit Verzicht zu tun, du bist dort nicht mehr der Künstler, der ein Werk produziert, sondern Teil eines Kollektivs…
Ja, genau darum geht es. Ich führe da zuweilen natürlich auch in gewisser Weise Regie, aber es ist immer eingebettet in gemeinsame Entscheidungsprozesse. Der Gedanke an einen künstlerischen Geniegedanken kann da gar nicht mehr aufkommen. Das sehe ich auch als Beitrag zu künstlerischer Innovation im 21. Jahrhundert. Wir brauchen da wieder eine richtige Zäsur in der Kunstentwicklung.