Barbara Raič hat auf der Orgelempore mit Malerei und Skulptur eine poetische Inszenierung gestaltet, die durch eine Sprechperformance von ihrem Mann, dem Kunstphilosophen Božo Raič ergänzt wurde. Aus dem Gedanken der „präsenten Absenz“ des Klanges hat die kroatisch-österreichische Künstlerin das aggregatus simplex, ein selbsterklingendes Musikinstrument, entwickelt. Es handelt sich um ein umgebautes Abbild einer Wasserorgel, in dem das Schmelzen von Eis in selbstgebauten „Orgelpfei- fen“ durch das Tropfen in einen Behälter Klänge erzeugt. Der Grundton des Tropfens und die Tonhöhe differieren entsprechend der Fallhöhe und der bereits vorhandenen Flüssigkeit im ursprünglich leeren Behälter. Velum Rosae war der Titel der Partitur, die Božo Raič als Grundlage seiner Litanei-artigen, performati- ven Wiederholung von Wörtern und Begriffen dienten, die um das Assoziationsfeld von Mater-Materie kreisten. Mit diesem wiederholend meditativem Staunen eröffnete sich ein anderer Zugang zum Geheimnis der Materie als durch den wissenschaftlich-analytischen.