Erwin Stefanie Posarnig arbeitet im öffentlichen Raum – am bekanntesten sind seine Aufkleber und die mobilen Sprechblasen. Er sieht seine Kunst als gesellschaftskritische Einmischung, die kontinuierlich lästig bleibt und sich immer wieder ins öffentliche Bewusstsein bohrt. In der Kernstockgasse, an der Außenseite der Pfarrhofgaragen-Mauer hat er eine Kollektion seiner originell ironisch-appellativen Spruchtafeln montiert. Auch die Tafel mit der Bitte um Unterstützung für Bettler ist aus seiner Werkstatt. In seinen Kurztexten thematisiert Posarnig vor allem Exklusionserfahrungen heutiger Zeit sowie das Verhältnis von Kunst im Kontext aktueller gesellschaftlicher Strukturen, Prinzipien und Wertvorstellungen.
Im Jahr 2002 hat er am Andrä-Platz die erste soziale und architektonische Intervention realisiert. Aus massivem Holz wurden Tisch-Bank-Kombinationen konstruiert und an Orten, die als soziale Brennpunkte ausgewiesen sind, aufgestellt. Diese Platzinterventionen – mit dem Titel vis A vis – haben praktisch funktioniert und Kommunikation angeregt. Ebenso wurde der Platz mit U-Schildern gekennzeichnet, fiktive Hinweisschilder auf ein U-Bahnnetz der anderen Art. Die U-Bahn ist für Posarnig ein Symbol für den „Underground“ und für gegenseitige Hilfe, eine Metapher für Integration von benachteiligten Menschen durch deren Einbindung in das gesellschaftliche Kommunikationsnetz.
In Zusammenarbeit mit GriesKochKultur hat Erwin Posarnig schließlich im Jahr 2003 Shelter gebaut, ein überdachter Aufenthaltsort für alle am Platz und zugleich eine frei verfügbare Veranstaltungsbühne. Erst im Jahr 2013 wurde diese Bühne, die permanent für aufgeregte Diskussion in der Nachbarschaft gesorgt hat, aus „ästhetischen Gründen“ (Ablehnung der Verlängerung der Aufstellungsgenehmigung durch die Altstadt-Sachverständigenkommission) entfernt.